2019 veröffentlichte ich schon einmal einen „Bericht von Unterwegs“ (siehe hier) über die Strecke Limoux – Quillan – Saint-Martin-Lys. In den folgenden Monaten erarbeitete ich über den Winter aus meinen Fotos eine umfassend bebilderte Streckendokumentation. Damals war ich die Linie 2x abgelaufen und hatte eine Unmenge Fotos mit nach Hause gebracht. Entsprechend langwierig war die Bearbeitung und Auswahl der Fotos. Trotzdem war ich mit dem Resultat nie so 100% zufrieden und entschied im Jahr 2020 die Strecke ein weiteres mal zu besuchen.
- In schwarz: Der Abschnitt für die Streckenwanderung Limoux – Quillan – Saint-Martin-Lys
- In grau: Der nördliche Teil (Carcassonne – Limoux) mit Personenverkehr
- In gelb der Abschnitt der Museumsbahn (Saint-Martin-Lys – Ricesaltes)
- Zusätzlich in rot eine geplante, aber nicht gebaute Strecke Quillan – Lavelanet
- In der Farbe lila die ehemalige Linie Richtung Pamiers
Im Oktober 2020 ging es erneut nach Carcassonne. Carcassonne ist der nördliche Endbahnhof der 122 Kilometer langen Bahnstrecke nach Rivesaltes. 1874 wurde mit dem Bau begonnen und es dauerte bis zum Jahr 1904 als der letzte Teil der Strecke eröffnet wurde. Dieser letzte Teil durch die Pierre-Lys-Schlucht war dann auch der Teil der als erstes wieder stillgelegt wurde. Das war 1991. Zuvor war bereits auf dem südlichen Abschnitt Quillan – Rivesaltes auf einer Länge von 50 Kilometern der Personenverkehr eingestellt worden: Das war bereits im Jahr 1939! Dennoch ist diesem Abschnitt bisher etwas Glück zuteil geworden. Ein privater Betreiber übernahm die Strecke für Museumsfahrten und konnte den Abbau der Strecke so verhindern. Unter dem Namen Train du Pays Cathare et du Fenouillèdes gibt es hier mit historischen fahrten verschiedenste Sonderfahrten. Der Verein soll wohl auch Güterverkehrsleistungen anbieten.
In einer Gleiskurve vor Quillan. Ausblick auf das Bahnhofsareal von Quillan. In der rechten Bildhälfte ist der Güterschuppen zu sehen. Ein altes Schild weißt auf ein Dekret von 1942 hin. Bei Bahnübergang 37 Die Stuhlschienen wurden ab den 1930er Jahren nicht mehr neu verlegt. Diese hier sind aus den 1920er Jahren – also knapp 100 Jahre alt. Der 239m lange Tunnel de Cascorbel Ausblick auf die Trasse in einer S-Kurve. Der Bahnhof Alet-les-Bains. Das obere Stockwerk ist bewohnt.
Der Grund für die sehr frühe Aussetzung des Personenverkehrs und die Stilllegung des Mittelstücks in der Pierre-Lys-Schlucht liegt mit Sicherheit zum Einen in der geringen Nachfrage (Personenverkehr) und auch in der sehr aufwändigen Streckenführung. So liegen zwischen Quillan und Axat (11km) insgesamt 8 Tunnel mit einer Gesamtlänge von über 3 Kilometern. Dazu kommen einige Brücken. Über viele Kilometer gibt es von der Straße keinen Zugang zur Strecke, da sie in der Abfolge ständig zwischen Tunnel und Viadukten wechselt. Der auffälligste Tunnel trägt den Namen Pierre Lys und ist 1.381m lang. Doch dazu später mehr. Klar ist, es war mit Sicherheit der hohe Instandhaltungsaufwand der zum Ende der Strecke führte.

Seit meinem letzten Besuch hat sich nicht sehr viel entlang der Strecke getan. Natürlich, die Vegetation wächst und erobert langsam aber sicher den Bahndamm. Doch bisher ist dies noch nicht im großen Ausmaß geschehen. Eine Streckenwanderung wird also auch noch 2021 und 2022 möglich sein. Es gab Streckenabschnitte die auch 2020 weiterhin gut gepflegt sind. Oft sind es die Bewohner der kleinen Schrankenpostenhäuser, die regelmäßig ein paar Meter der Bahntrasse in gutem Zustand halten. Die Schranken der Bahnübergänge wurden in der geöffneten Stellung mit einem zusätzlichen Winkeleisen in dieser Stellung fixiert, können sich also nicht mehr senken. Im Vergleich zu meiner 2019er Reise entlang der Strecke habe ich diesmal versucht nicht bloß ein Wiederholung zu machen, sondern habe bewußt nach neuen Blickwinkeln und Fotostandorten gesucht. Es gibt weiterhin Bestrebungen für eine Wiedereröffnung der Linie im Abschnitt Limoux – Quillan.
Ein Foto vom Bahnhof in Limoux. Es wurde mit vom Bahnhofspersonal zum Fotografieren ausgehändigt. Der Bahnhof von Limoux. Früher gabe es hier sogar eine Bahnhofshalle. Am Ortsausgang von Limoux. Die Bahnlinie nähert sich zielstrebig den Bergen im Hintergrund. Die Bahnstrecke liegt nahe dem Fluß Aude. Bahnübergang 28. Blickrichtung Quillan. Blickrichtung Limoux. Es ist nun drei Jahre her, dass hier ein Zug gefahren ist. Blickrichtung Quillan. Eine Unterführung unter der Bahnlinie. Einen Weg gibt es hier allerdings nicht. Die Pont sur l’Aude bei Streckenkilometer 381,293. Im Bahnhof Alet-les-Bains. Am Bahnhof Im Bahnhof Alet-les-Bains. liegt an der Laderampe eine Schiene mit dem Walzzeichen einer belgischen Firma. Die Schiene stammt aus den 1870er Jahren.
Am vierten Tag meiner Reise ging es in die Höhe. Meine Wanderroute führte mich auf mehrere Berggipfel am Eingang zu Pierre-Lay-Schlucht. Die Aussicht von einer namenlosen Bergspitze südlich von Quillan bot immerin eine Aussicht auf Quillan und das Bahnhofsplateau. Der ausgeschilderte Wanderweg ab Belvianes mit dem Namen „Le Trou du Cure“ war leider etwas enttäuschend, was wegen der vielen Höhenmeter noch verstärkt wurde. Zwar konnte ich das nördliche Portal des Tunnel de Pierre Lys sehen, aber der Winkel war nicht optimal. Für eine bessere Sicht hätte ich über eine zerklüftete Felsspitze klettern müssen – das war mir dann doch zu gewagt.
Aussicht auf Quillan. Aussicht auf Quillan. In der Bildmitte befindet sich das Bahnhofsareal. Das Bahnhofsgebäude selbst ist hinter den Bäumen verdeckt. Davor steht der Güterschuppen. Von einem ersten Aussichtspunkt geht es noch ein paar Meter weiter hinauf. Aussicht von einer namenlosen Bergkuppe in Richtung Süden. Unten im Tal liegen die Straße, die Aude und die Bahnlinie. Die Pierre-Lys-Schlucht beginnt hinten rechts. Aussicht auf die Pierre-Lys-Schlucht. Leider war die Aussicht nicht so toll wie erhofft. Das Nordportal des Tunnel de Pierre-Lys. Aussicht von der Straße aus. Das Felsmassiv les Murailles du Diable. Dort wo sich die Wiese befindet, liegt der Tunnel du Pierre-Lys. Aussicht vom Rundwanderweg hinunter in die Schlucht. Zu sehen ist die Galerie am Tunnelportal. Die Sicht auf den Tunnel war leider sehr beschränkt.
Wieder konnte ich einige schöne Fotos vom 1.382m langen Tunnel Pierre-Lys machen. Der Tunnel ist wirklich ein Meisterwerk der Ingenieurskunst: Er verfügt über 7 Ausgänge, 2 Brücken, eine Höhle, 5 Sprengkammern und 2 noch sichtbare Galerien. An einigen Stellen wäre eigentlich kein Tunnel nötig gewesen und die Schienen hätten im Freien gelegen. Hier wurde der Tunnel künstlich verlängert um die Strecke so vor Gerölllawinen zu schützen. An einer solchen Stelle führt der Tunnel über eine Brücke – verrückte Sache. Gleich darüber gibt es mehrere Fenster die einen Blick in die Schlucht bieten.
⚠️ Der Zugang zum Tunnel ist laut einem Schild grundsätzlich verboten, dieses Verbot wird jedoch nicht durchgesetzt: Zum nördlichen Tunnelportal führt ein markierter Wanderweg. An der anderen Seite befindet sich ein Rastplatz mit Picknickbänken. Auf beiden Seiten befinden sich Zäune mit unverschlossenen Toren. In der Praxis gilt hier wohl eher ein „Betreten auf eigene Gefahr„. ⚠️
Der Tunnel de Pierre-Lys, 1381m lang. Der Tunnel auf einer alten Postkarte In einer der Tunnelnischen befindet sich der Zugang zu den Sprengkammern. Über eine Treppe geht es zu den Kammern. Über diesen senkrechten Schacht geht es zur Sprengkammer die sich über der Tunnelröhre befindet. In der Kammer am Ende der Treppe sind 600kg Sprengstoff abzulegen. Blick hinunter. Im Tunnel gibt es mehrere Fenster nach draußen zur Schlucht. Ansicht von Außen. Unterhalb des Tunnels befindet sich ein Steinbogenviadukt. Ein weiterer Abzweig im Tunnel führt nach draußen.
Wirklich sehenswert sind die im Tunnel Pierre-Lys gelegenen Sprengkammern. Über Seitengänge und Treppen erreicht man mehrere Kammern die sich seitlich neben der Tunnelröhre befinden. An fest vorbestimmten Plätzen könnten hier Sprengladungen deponiert werden um den Tunnel kontrolliert zu sprengen. Es gibt auch eine Kammer die sich oberhalb der Tunnelröhre befindet. Sie ist erreichbar über eine Steigleiter. An jeder Kammer sind Anschriften über die hier zu platzierende Menge Sprengstoff zu finden.
Auch nach dem Tunnel Pierre-Lys bleibt die 1991 stillgelegte Bahnstrecke sehenswert. Es folgen noch weitere 3 Tunnel und 2 Viadukte bis zum Bahnhof Saint-Martin-Lys. Die Tunnel sind eher keine Besonderheit. Es lohnt aber auf der Bahntrasse zu bleiben, da es sonst keinen weiten Zugang zur Strecke gibt und der Weg an der engen Straße wegen der Autos nicht zu empfehlen ist. Immerhin wird man von der Straße aus mit einer guten Aussicht auf die „Pont sur l’Aude“ belohnt.
Streckenkilometer 409: Die Pont sur l’Aude. Sie liegt genau zwischen zwei Tunneln. Der Abstieg hinein in das Viadukt. Noch letzte Jahr war ich ahnungslos an diesem Schacht vorbeigegangen. Als Erstes geht es eine Leiter hinunter. Blick hinauf Auf der anderen Seite einer Mauer geht es wieder hinauf. Ein weiterer Durchgang. Fast das gesamte Viadukt ist „hohl“ und begehbar. Ausblick auf das Viadukt. Die Pont sur l’Aude auf einer Postkarte
Hinter der Pont sur l’Aude folgt der Tunnel des Oliviers. Von Quillan bis hierher ist die Strecke Anfang der 1990er demontiert worden. Im Tunnel des Oliviers liegen also wieder Schienen. Die Museumsbahn Train du Pays Cathare et du Fenouillèdes kann bis in den Tunnel fahren und nutzt diesen als Abstellgleis für ausrangierte Fahrzeugen. Der direkt hinter dem Tunneleingang geparkte Triebwagen ist nach vielen Jahren der Abstellung bereits sehr heruntergekommen. Wer hier noch eine intakte Glasscheibe findet kann sich glücklich schätzen. Auf den Tunnel folgt direkt der Bahnhof Saint-Pierre-Lys. Der Bahnhof wurde auf einem Plateau errichtet und liegt abseit jeglicher Wohnhäuser. Die Museumsbahn fährt mit Passagieren maximal bis hierher und hat erst kürzlich einen neuen Bahnsteig errichtet. Im Bahnhof stehen ebenfalls einige Fahrzeuge abgestellt.
Ausblick auf den Bahnhof Saint-Martin-Lys. Wo hier Fahrgäste herkommen sollen ist mir schleierhaft. Vermutlich endete der Personenverkehr deswegen schon 1939. Der Triebwagen X 8706 im Tunnel des Oliviers Die Reihenfolge der Fahrzeuge wurde binnen des letzten Jahres verändert. Bahnhof Saint-Martin-Lys auf 385m Höhe. Im Bahnhof Saint-Martin-Lys. Das Bahnhofsgebäude im Bahnhof Saint-Martin-Lys. Ausblick auf das Bahnhofsareal. Über die Brücke geht es zur Straße. Brücke, Hangviadukt und der Tunnel du Bourrec Auf einer Postkarte. Der Personenverkehr endete 1939. Jetzt kommen nur gelegentlich Museumszüge hierher.
Bis zur finalen Streckenwanderung wird es noch etwas dauern. Ich hoffe die Vorschau hilft die Wartezeit etwas zu überbrücken 🙂
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