Schon im Oktober 2021 wanderte ich für drei Tage auf der ehemaligen Bahnstrecke von Chartres nach Dreux. Eine kleine Vorschau postete ich hier auf meinem Blog (siehe hier). Tatsächlich blieb es bisher bei dieser kleinen Vorschau. Der Datensatz mit den vielen Fotos blieb bisher überwiegend unangetastet. Es handelt sich nur um Handyfotos.
Im April 2022 ergab es sich, dass ich die Bahnlinie erneut besuchte. Eine zweite Reise war erforderlich, da ich beim ersten Besuch fast ausschließlich Fotos mit dem Handy machte. Die Ergebnisse waren teilweise bescheiden. So sollte nun eine neue Digitalkamera zum Einsatz kommen. Daher also die Wiederholung. Wieder dauerte es knapp drei Tage, um den gesamten Schienenstrang mit 42km Länge vom Chartres bis nach Dreux abzulaufen. Durch die Vorkenntnisse meiner ersten Wanderung konnte ich mir an bestimmten Orten mehr Zeit lassen und war auch etwas gelassener was mögliche Plätze zum Zelten anbelangte. Hier verwendete ich einfach genau die gleichen Plätze wieder wie ein halbes Jahr zuvor. Und natürlich ist es auch hilfreich, wenn man weiß wo sich Supermärkte befinden. Noch 2021 mußte ich auf halber Strecke einen zusätzlichen 10km Marsch zum Supermarkt abseits der Strecke einlegen. Bei den schon eh recht kurzen Tagen fehlten mir die Stunden dann natürlich auf meiner eigentlichen Route.
Im April 2022 ist die Bahnstrecke bereits an mehreren Stellen auf ein paar Metern unterbrochen. Nördlich vor Chartres wurden einige Straßen erneuert und dabei die Bahnübergänge entfernt.
Nachdem im Herbst 2021 die Bäume oftmals noch viele bunte Blätter trugen und mir eine schöne Herbstwanderung bescherten, war es jetzt im April 2022 weit weniger farbenprächtig. Meine eigentliche Wanderung hatte bereits Ende März in der Nähe von Rouen begonnen, nachdem hier einige milde Tage mit Temperaturen von knapp 20°C ins Land gegangen waren. Als ich mich wenige Tage später der Linie Chartres – Dreux näherte, war aber auch der Winter nochmals da. Temperaturen von -3°C in der Nacht und leichtes Schneetreiben am Tage waren die Folge. Um nicht mehrere Tage im Hotel auszuharren, besorgte ich mir bei der französischen Ladenkette Decathlon einen zweiten Schlafsack und einen weiteren Satz warme Kleidung. Zwar wog mein Rucksack nun deutlich mehr, aber dem zweiten Besuch der Strecke stand nun nichts mehr im Wege. Zelten bei Minusgraden war für mich eine Premiere.
Für die genauen Details zur Bahnstrecke, den geschichtlichen Abriss, Karten und andere Informationen möchte ich auf den oben verlinken „Bericht von Unterwegs“ aus dem Herbst 2021 verweisen. Für diesen aktuellen Beitrag soll einfach eine Aufstellung ausgesuchter Fotos ausreichend sein.
Könnten unterschiedlicher kaum sein: Derselbe Streckenabschnitt jeweils im Oktober 2021 und April 2022
Nachdem mir nun Fotos aus zwei Streckenbegehungen aus unterschiedlichen Jahreszeiten vorliegen, ist ausreichend Material vorhanden um eine schöne Streckenbeschreibung im herkömmlichen Style auszuarbeiten. Der kommende Winter 2022/23 wird hierfür ausreichend Zeit bieten.
Kommen wir zu den Fotos:
Der Bahnhof von Chartres am frühen Morgen. Der blaue Himmel verspricht schönes Fotowetter. Die kommende Nacht wird nochmals sehr kalt werden.Nordwestlich des Bahnhofes teilt sich ein Gleis in einem Gleisbogen in zwei Richtungen auf: Das linke Gleis ist die noch befahrene Strecke in Richtung Voves. Das Gleis rechts ist die Strecke nach Dreux. Gut sichtbar: Offensichtlich ist die Schienenverbindung nach Dreux bereits hinter der Weiche gekappt worden. Die beiden eingleisigen Bahnlinien liegen für ein paar hundert Meter nebeneinander. Am unteren Bildrand die Strecke Richtung Voves (auf Holzschwellen). Darüber die nicht mehr befahrene Strecke nach Dreux (auf Stahlschwellen). Im Stadtgebiet von Chartres passiert die Linie Richtung Dreux ein paar Bahnübergänge. Hier wurde im Zusammenhang mit Straßenbauarbeiten der Schienenweg mehrmals unterbrochen. Die ausgebauten Schienen wurden irgendwo am Bahndamm abgelegt. Die Straße erhielt dann einen neuen Fahrbahnbelag ohne die nervigen Spurrillen.Kilometertafeln und sonstige Beschilderung am Rande des Gleises sind oftmals beschädigt und kaum noch lesbar. Immerhin: Recht häufig sind es die uralten Kilometertafeln (Emailleschilder oder gebrannte Fliesen) die man hier zu sehen bekommen. Hinter dem Stadtgebiet von Chartres führt die Bahnlinie mit nur wenigen Kurven durch die Landschaft.Etwa ab Kilometer 4 beschreibt die Bahnstrecke einen leichten Rechtsbogen und klettert dabei langsam auf einen ca. 4 Meter hohen Damm um das Vallee du Carcan zu überqueren. Auf der Höhe von Bahnübergang Nummer 9 zog es mich im Herbst 2021 in diesen etwas trostlosen Wald um das Nachtlager aufzustellen. Im April 2022 dagegen war ich wesentlich früher ab Chartres gestartet und kam noch einige Kilometer weiter. Etwa bei Streckenkilometer 8 befindet sich der kleine Bahnhof von Bailleau-l’Évêque. Das Wetter war wesentlich besser als noch bei meinem ersten Besuch. Bailleau-l’Évêque hat seit dem Jahr 1970 keinen planmäßigen Personenzug mehr gesehen. Auf dem flachen Land häufen sich diese nur mit einer Pfeiftafel gesicherten Bahnübergänge. Auf der 42 Kilometer langen Strecke gab es ursprünglich 59 Bahnübergänge. Hin und wieder wurde im Bahndamm ein Durchlass für einen Bach angelegte. Kunstbauten wie dieser sind in verschiedenen Größen zu entdecken. Einige sind durchaus begehbar. Andere sind wiederum sehr klein und können dadurch leicht übersehen werden. Wann immer es möglich war in näheren Umkreis den Bahndamm zu verlassen, zog es mich für ein Foto herunter.
Ca. einen Kilometer vom Bahnhof Clévilliers entfernt. Die Bahnstrecke führte kurz durch ein Waldstück und passiert bei Bahnübergang 17 die Straße D121. Am Ortseingang von ClévilliersIm Bahnhof liegen noch heute mehrere Gleise. Das Silo links wurde schon mehrere Jahre nicht mehr bedient. Eines der Nebengleise im Bahnhof ist vermutlich weit über 100 Jahre alt. Das Bahnhofsgebäude ist weiterhin als normales Wohnhaus in Verwendung. In den 70er Jahren wurde mit der Veräußerung der Bahnhöfe begonnen. Auf dem Weg zum Bahnhof Saint-Sauveur – Châteauneuf zieht der Himmel langsam zu, aber es blieb schlußendlich trotzdem trocken. Bei Streckenkilometer 19 wurden ersatzweise moderne bedruckte Tafeln aufgehängt. Sie ersetzen die alten blauen Fliesen die sich darüber befunden haben. Scheinbar sind die Fliesen kaputtgegangen, kleine Puzzelstücke waren am Boden zu finden. Gepäck für mehrere Wochen und Lebensmittel für zwei Tage. Dazu Ersatzakkus & Ladegeräte, zwei Schlafsäcke, Zelt, Isomatte, warme Kleidung uvm. Am Bahnhof von Saint-Sauveur – Châteauneuf ist etwa der Mittelpunkt der Bahnstrecke erreicht. Für mich bedeutet dies Halbzeit. Zwei Kilometer von hier entfernt werde ich mein Nachtlager aufschlagen. Der letzte Güterzug von Chartres nach Saint-Sauveur – Châteauneuf wurde im Jahr 2013 gesichtet. Durchgängig befahren wurde die Bahnstrecke zuletzt im Jahr 2009 von einem Sprengzug zur Vegetationskontrolle. Im Herbst 2021 übersah ich wegen der noch nicht entlaubten Bäume die Reste vom Wasserturm im Bahnhof Saint-Sauveur – Châteauneuf. Im April 2022 dagegen lag der Blick nun frei und man konnte das kleine Waldstück mit seinen Gebäuderesten gut erkunden Interessanter Weise ist im Bahnhof eine Lokomotive abgängig: Im Herbst 2021 standen noch zwei kleine Rangierloks beim Getreidesilo: Eine etwas kleinere Lok vom Typ Y 2200 (in gelb) und eine größere Y 6400 (blau).
Die zweite Hälfte der Fotos folgt in einem nächsten Beitrag.
Hallo Franz.
Es hat einige Jahre bedauert, bis ich so selbstverständlich meine Zeltplatz einfach irgendwo in der Natur wähle. Mittlerweile ist es zur Regel geworden und ich versuche Campingplätze zu meiden (außer ich brauche dringend Strom oder eine Dusche). Außerdem bleiben einem diese einmaligen Zeltplätze wesentlich besser in Errinerung.
Ich bewundere deine Arbeit, dein Mut und deine Kraft, dies wollte ich auch vor einigen Jahren machen aber die Zeit zerrann und meine Kräfte und auch der innere Schweinehund und das Alter überwältigten mich, schade, denn auf den Spuren der EIsenbahngeschichte zu wandern und sich zu verinnerlichen das dies früher eine ganz andere Welt war erfüllt einen mit Freude und Glück. Viele denken jetzt der spinnt, aber ich denke im Sinne der Eisenbahngeschichte ist so einige Tätigkeit fundamental. Dir weiterhin alles Gute und das notwendige Quentchen Glück, damit ich auch in Zukunft an deinen Reisen zumindest elektronisch teilnehmen kann. FH bei der Museumseisenbahn Hanau
ein Jeder tut was ihm möglich ist. Ob das nun das Durchstöbern irgendwelcher Archive ist, das Sammeln bestimmter Gegenstände oder das Spazieren auf den ehemaligen Grundstücken; entlang der Strecken. So ist bestimmt für jeden etwas dabei!
Vielen Dank für diese Dokumentation. Bewundernswert dein Mut einfach frei im Wald allein zu übernachten. mit den besten Wünschen aus Bad Vilbel
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Hallo Franz.
Es hat einige Jahre bedauert, bis ich so selbstverständlich meine Zeltplatz einfach irgendwo in der Natur wähle. Mittlerweile ist es zur Regel geworden und ich versuche Campingplätze zu meiden (außer ich brauche dringend Strom oder eine Dusche). Außerdem bleiben einem diese einmaligen Zeltplätze wesentlich besser in Errinerung.
Viele Grüße,
Christian
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Ich bewundere deine Arbeit, dein Mut und deine Kraft, dies wollte ich auch vor einigen Jahren machen aber die Zeit zerrann und meine Kräfte und auch der innere Schweinehund und das Alter überwältigten mich, schade, denn auf den Spuren der EIsenbahngeschichte zu wandern und sich zu verinnerlichen das dies früher eine ganz andere Welt war erfüllt einen mit Freude und Glück. Viele denken jetzt der spinnt, aber ich denke im Sinne der Eisenbahngeschichte ist so einige Tätigkeit fundamental. Dir weiterhin alles Gute und das notwendige Quentchen Glück, damit ich auch in Zukunft an deinen Reisen zumindest elektronisch teilnehmen kann. FH bei der Museumseisenbahn Hanau
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Hallo Franz,
ein Jeder tut was ihm möglich ist. Ob das nun das Durchstöbern irgendwelcher Archive ist, das Sammeln bestimmter Gegenstände oder das Spazieren auf den ehemaligen Grundstücken; entlang der Strecken. So ist bestimmt für jeden etwas dabei!
Viele Grüße nach Hanau,
Christian
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