Streckenwanderung Sain-Bel – Sainte-Foy-l’Argentière

Für die folgende Streckenwanderung darf ich auch in den Großraum von Lyon einladen. Westlich der 500.000-Einwohner Stadt existierte bis Ende 2019 noch ein kleiner Rest einer Bahnstrecke, die zwischen Sain-Bel und Sainte-Foy-l’Argentière für die Bedienung zweier Steinbrüche genutzt wurde. Der Verkehr musste zum 15.12.2019 eingestellt werden, da die Überalterung der Strecke keine weiteren Fahrten mehr zuließ. Widerstand regte sich, da die in den Steinbrücken gewonnenen Zuschlagsstoffe nun auf der Straße abtransportiert werden. Jetzt sind bereits einige Jahre verstrichen und von einer Wiedereröffnung ist nichts mehr zu vernehmen. Der Bahnhof Sainte-Foy-l’Argentière ist der Standort vom Verein „Train Touristique des Monts du Lyonnais“ (TTML), der unter dem Namen „Le Chemin de Fer Touristique de la Brévenne“ (C.F.T.B.) ab 1989 ein touristisches Angebot startete. Bis 1998 kamen auch Dampflokomotiven zum Einsatz, danach nur noch Dieselloks. Seit einigen Jahren ist der Verein auf den Bahnhof von Sainte-Foy-l’Argentière begrenzt und konnte diesen nicht mehr verlassen.

Übersicht der Strecke

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Ein Kartenausschnitt aus der aktuellsten .pdf Netzkarte der SNCF von Frühjahr 2020. Rot eingerahmt habe ich die beiden Endpunkte der erfolgten Streckenwanderung.

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Wenn wir auf der Netzkarte einen größeren Ausschnitt betrachten, dann sind mit den farbigen Ergänzungen die ehemals vollständigen Ausmaße der Strecke zu sehen. Diese reichte ursprünglich von Lyon aus noch weiter über Montrond-les-Bains bis nach Montbrison. In Montrond-les-Bains besteht noch heute eine kurze Anschlußbahn zu einem Steinbruch. Alles, was gelb eingezeichnet ist, wurde zwischen den Jahren 1941 und 1972 schrittweise eingestellt und ist heute abgebaut.

Erst Pläne einer Eisenbahnverbindung zwischen Montbrison und Lyon wurden bereits sehr früh erwogen. Bereits im Jahr 1838 (!) wurde entlang der Departementsstraße zwischen Montbrison und Lyon mit der Société du chemin de fer de Montbrison à Montrond der Betrieb aufgenommen. Zur damaligen Zeitpunkt noch eine große Pionierarbeit. Der Betrieb war jedoch nicht rentabel und das Unternehmen geriet 1844 in Konkurs und wurde 1848 liquidiert. Ein erneuter Versuch erfolgt erst Jahre später. Zwischen 1873 und 1876 entstand dann schließlich die Strecke, um die es heute geht. Zur damaligen Zeit entstanden viele Eisenbahngesellschaften, die sich durch Konkurse und Übernahmen erst nach und nach zu einigen wenigen großen Playern entwickelten. So erging die erste im Jahr 1872 vergebene Konzession an die Firma Compagnie des Dombes et des chemins de Fer du Sud-Est (DSE), die aus der 1869 aufgelösten Compagnie de la Dombes entstand. Die Gesamtstrecke war ab dem 17. Januar 1876 durchgängig zwischen Lyon-Saint-Paul und Montbrison befahrbar. Die DSE entwickelte in den Folgejahren ein großes Eisenbahnnetz bei Lyon. Im Jahr 1881 wurde mit einer Vereinbarung ein Verkauf der Firma an die größere Compagnie des chemins de fer de Paris à Lyon et à la Méditerranée (PLM) angekündigt und im Jahr 1883 vom Minister für öffentliche Arbeiten genehmigt. Bis zur Eingliederung der PLM in die SNCF, erfolgte in den Jahren 1937/1938 kein Eigentümerwechsel mehr.

Entlang der Bahnstrecke war eine Vielzahl unterschiedlichster Schienen verbaut. In recht hoher Anzahl liegen hier aus Schienen aus den USA. An den Schienenstegen ist häufig Illinois und Tennessee zu sehen. Auch viele französische Fabrikate waren zu entdecken.

Die neu gegründete SNCF musste sich schnell um die großen Defizite kümmern und stellte am 7. November 1938 den Personenverkehr zwischen Saint-Foy-l’Argentière und Montbrison ein. 1955 wurde diese Einstellung im Personenverkehr nochmals um 20 Kilometer bis nach L’Arbresle ausgedehnt. Der Güterverkehr westlich von Sainte-Foy-l’Argentière wurde bereits ab 1941 schrittweise zurückgefahren. Eine durchgängige Befahrbarkeit der gesamten Strecke war damit ab 1941 nicht mehr gegeben. Nun erfolgte ein Sterben auf Raten.
Im Rahmen des Projekts Tram-train de l’Ouest lyonnais wurde 2012 der Abschnitt L’Arbresle – Sain-Bel wieder für den Personenverkehr geöffnet. Hierdurch ergibt sich jetzt ein Streckenteil, der von SNCF Güterzügen in Dieseltraktion und den 24 Alstom Citadis Dualis „Straßenbahnen“ gemeinsam genutzt wird. Erst westlich von Saint-Bel waren die Güterzüge wieder alleine unterwegs. Die schweren Güterzüge setzten hier dem Oberbau stark zu und durch mangelnde Investitionen erfolgte wie eingangs erwähnt die Aussetzung des Zugverkehrs im Dezember 2019 – so weit die Einleitung zum geschichtlichen Hintergrund der Strecke mit den wichtigsten Daten und Zahlen.

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Ein Blick auf das Streckenband. Der Verein Train Touristique des Monts du Lyonnais ist weiterhin nur im Bahnhof von Sainte-Foy-l’Argentière aktiv. Auf den 16,5 Kilometern nach Saint-Bel liegen zwei Tunnel, die beiden Bahnhöfe Bessenay und Courzieu-Brussieu, 7 Viadukte und zwei Brücken. Der Fluß la Brevenne wird 9-mal überquert.

Alle Fotos zur Streckenwanderung sind in 12 verschiedene Beiträge im Forum Drehscheibe-Online eingebracht worden und können über die nachsehenden Links erreicht werden. Viel Spaß!

[Frankreich 2020] Streckenwanderung Sain-Bel – Sainte-Foy-l’Argentière

1. Teil LINK Einleitung + Sain-Bel – PK 25,800 (m41B)
2. Teil LINK PK 25,800 – Pont sur la Brevenne PK 27,460 (m40B)
3. Teil LINK Pont sur la Brevenne PK 27,460 – PK 29,000 (m40B)
4. Teil LINK PK 29,000 – Bessenay (m45B)
5. Teil LINK Bessenay – Bahnübergang 22 (m44B)
6. Teil LINK Bahnübergang 22 – Bahnhof Courzieu-Brussieu (m45B)
7. Teil LINK Bahnhof Courzieu-Brussieu – PK 34,800 (m42B)
8. Teil LINK PK 34,800 – Viaduc de Montromand (m44B)
9. Teil LINK Viaduc de Montromand – Tunnel de Baudie (m43B)
10. Teil LINK Tunnel de Baudie – Viaduc de Pierrecole n°2 (m44B)
11. Teil LINK Viaduc de Pierrecole n°2 – Sainte-Foy-l’Argentière (m40B)
12. Teil LINK Sainte-Foy-l’Argentière (m40B)

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