Auch dieser kleine Streckenabschnitt von 37km Länge war von mir bereits im Jahr 2021 besucht worden. Damals allerdings reichte meine Zeit nicht für die komplette lange und es fehlten am Schluß noch 12 Kilometer zur vollständigen Streckenerkundung. Von Loudun aus…
Eine kleine zweitägige Streckenwanderung führte mich im Mai 2021 auf den Schienen vom Bahnhof in Thouars in das rund 25km entfernte Loudun. Kurz hinter Loudun wurde nahe dem Ort Beuxes noch ein Getreidesilo bedient, jedenfalls bis vor Kurzem. Die in…
Beginnend ab dem Bahnhof Arcay sind es nur noch 8 Streckenkilometer zum kleinen Knotenbahnhof Loudun. Die Bahnlinie führt abwechselnd durch kleinen Waldstücke und liegt dann teilweise zwischen Ackerflachen am Hang. Auf diesem Abschnitt sind nur geringe Steigungen vorhanden. Auffallend ist, dass ab Arcay wieder wesentlich mehr die alten Stuhlschienen zu sehen sind. Sie stammen überwiegend aus dem Jahr 1909 und wurden im Walzwerk von Homecourt hergestellt. Dieser Ort liegt im DépartementMeurthe-et-Moselle in der Region Grand Est.
Am Bahndamm konnte ich wegen der freigeschnittenen Böschung zur Ackerfläche herabsteigen und ein Foto von diesem kleinen Durchlass anfertigen. Viel war allerdings nicht zu sehen. Auf Stuhlschienen mit Stahlschwellen erreicht die Bahnlinie den Bahnübergang an der D759. Das Wärterhaus hat einen Anbau erhalten und wurde in der Wohnfläche deutlich erweitert. In ein paar seichten Kurven führt die Bahnlinie um einen kleinen See. Im Frühjahr 2021 war hier sämtliches Wasser verschwunden. Nun im Jahr 2022 waren Arbeiten für eine Renaturierung im Gange. Die Uferbefestigungen wurden erneuert und etwas Wasser ist auch schon wieder da. Der See liegt direkt am örtlichen Campingplatz von Loudun. Bahnübergang „193bis“ entstand durch eine neugebaute Umgehungsstraße und wurde mit dem Zusatz „bis“ zwischen den Bahnübergänge 193 und 194 angelegt.Bei der Einmündung der Bahnstrecke in den Ort Loudun war man bemüht Bahnübergänge zu vermeiden. Durch eine Höherlegung der Bahntrasse auf einen künstlichen Damm, entstanden 4 Brückenbauwerke. Auch diesen Brücken ist der vormalige zweigleisige Ausbau (1882 – 1942) noch gut anzusehen. Das begrenzende weiße Geländer zeigt auf der linken Bildseite deutlich die frühere Abmessung für eine zweigleisige Bahnstrecke. Manche der Signaltafeln sind vollständig unter dem Efeubewuchs verdeckt. Direkt neben der Bahnstrecke erinnert ein Torbogen mit alten Schienenstücken an einen ehemaligen Fußgängerüberweg. Die Bahnlinie erreicht den Bahnhof Loudun. Nicht nur die von mir besuchte Strecke führte hier entlang: Es gab auch eine Strecke von hier nach Angers (83km lang; eröffnet 1872) und eine weitere nach Châtellerault (49km lang; eröffnet 1886). Der Bahnhof war entsprechend großzügig ausgebaut. Von der damaligen Größe ist heute nicht mehr viel zu sehen. Viele Gleise mussten einem Industriebetrieb weichen. Für eine Stadt mit heute knapp 6.00 Einwohner ist der Bahnhof beachtlich groß. Als Knotenbahnhof von dem aus Züge in vier verschiedene Richtungen abgingen, war ein entsprechend dimensionierter Bahnhof angelegt worden. Das Bahnhofsgebäude von Loudun liegt zentral am Ende der Rue de la Gare, der Bahnhofsstraße. Nachdem der Personenverkehr im Jahr 1970 endete, passierten über viele Jahre nur noch die Getreidezüge von/ nach Beuxes den Bahnhof. Aus welchem Grund auch immer: Im Bahnhof ist ein gedeckter Güterwagen gestrandet. Der Wagen sieht dabei merkwürdig niedrig aus: Er hat keine Räder (Achsen) mehr.Verläßt man den Bahnhof weiter in Richtung Beuxes wie ich es auf meiner Reise tat, so sind am Ortsausgang die Reste dreier Gleisanschlüße zu erkennen. Die Gleisanlagen sind noch vollständig. Gepflegt sieht aber anders aus. An einer der Anschlußweichen ist am Schienensteg diese kleine Plakette befestigt. Seit zwei Jahren suche ich an Weichen systematisch nach diesen kleinen Details: Demnach stammt die Weiche aus dem Jahr 1971. Auch die Schiene selbst trägt ein Walzzeichen mit dieser Jahreszahl. Nachdem nun bereits die Gleianschlüße passiert worden, geht es scheinbar auf einer zweigleisigen Bahnstrecke aus der Stadt Loudun heraus. Doch der Eindruck täuscht: Es handelt sich in Wirklichkeit um zwei eingleisige Bahnlinien, die zufällig für knapp 1km nebeneinander liegen und erst danach in unterschiedliche Richtungen führen. Die Strecke rechts im Bild führte bis nach Châtellerault. Zuletzt sah sie nur noch Güterverkehr bis nach Le Bouchet (10km). Dieser Verkehr endete im Jahr 2010.Auf der im Jahr 1886 eröffneten Bahnstrecke Châtellerault wurden scheinbar niemals in größeren Umfang die Schienen getauscht. So liegen hier heute noch Schienen aus dem Jahr 1881. Diese im Foto oben wurde in Creusot gewalzt: Ein Produktionsort, der auf alten Schienen sehr häufig zu finden ist. Vermutlich war auch auf dieser Strecke der immense Wartungsstau schließlich ein entscheidener Grund für das Ende des Güterverkehrs im Jahr 2010. Der Personenverkehr wurde schon im Jahr 1939 eingestellt. Schließlich driftet das Streckengleis nach Châtellerault etwas zur Seite und verschwindet im dichten Gebüsch.Ein Feldweg kreuzt die Bahnstrecke auf einer kleinen Rundbogenbrücke. Mit etwas Fantasie kann man sich auch hier einen zweigleisigen Verlauf denken. Tatsächlich war dieser Abschnitt immer eingleisig geblieben. Ohne weitere Besonderheiten verläuft die Bahnstrecke weiter in Richtung Norden. Besondere Kunstbauten waren nicht anzutreffen. Bei Streckenkilometer 182,9xx befindet sich der Bahnhof von Basses-Sammarçolles. Er diente beiden Ortschaften gleichermaßen bis zum Jahr 1970 als Tor zur Welt. Alle nicht mehr relevanten Überhol,- und Abstellgleise wurden entfernt. Der Güterschuppen ist noch an Ort und Stelle, doch sein Dach ist teilweise eingestürzt. Das eigentliche Bahnhofsgebäude dagegen ist als normales Wohnhaus erhalten geblieben. Ein kleines Schmankerl fand sich in einem Blechkasten: Hier sind in einem kleinen Heft die Kontrollgänge der Streckengeher eingetragen worden. Der letzte Eintrag wurde im Jahr 2007 notiert.Einige Abschnitte des Streckenoberbaus sind optisch in einem recht guten Zustand: Der Schotter ist nicht allzu alt, die Vegetation nicht sehr ausgeprägt und die Schienen? Naja die sind trotzdem über 100 Jahre alt. Bei Bahnübergang 207 ist als gut sichtbare Ortsmarke nun das Getreidesilo zu erkennen, bis zu dem im Jahr 2019 die letzten Züge fuhren. Die Anlagen sind nun verwaist. Einen Zugverkehr weiter in Richtung Chinon und Tours gibt es seit dem Jahr 1992 nicht mehr. Beim Getreidesilo in Beuxes sind mehrere Gleise nebeneinander anzutreffen, die nun alle seit 2019 keinen Zug mehr gesehen habe. Die Rangier,- und Ausziehgleise wachsen nun langsam zu. Dem eigentlichen Streckengleis (die Linie ging weiter über Chinon bis nach Tours) ergeht es da schon wesentlich schlechter: Durchgehend wurde hier zuletzt im Jahr 1992 ein Zug gefahren. Hier an dieser handbedienten Weiche endet nach 25m das Anschlußgleis an einem Prellbock. Das eigentliche Streckengleis liegt links im Bild und ist bereits unter einen guten Schicht Unkraut verschwunden. Und mit diesem Bild an der LM Tafel (übersetzt Rangierhalttafel) direkt auf Höhe des Schwellenkreuzes endet die Streckenwanderung Thouars – Beuxes nach 37km Strecke.