An der 121km langen Bahnstrecke Nancy – Merrey liegt der Unterwegsbahnhof Pont-Saint-Vincent. Hier enden die von Nancy kommenden Personenzüge. Ein spärlicher Güterverkehr führt noch 4km weiter bis nach Xeuilley. Von dort ab wird die Strecke bis nach Vittel nicht mehr befahren. Die SNCF Karte zeigt diesen Abschnitt als gepunktete Linie. Diese Änderung trat im Dezember 2016 in Kraft. Seitdem wird die Reisekette an die Unterwegsbahnhöfe mit Bussen abgedeckt. Die nicht befahrene Strecke hat eine Länge von 61 Kilometern. Immer mal wieder wird die Absicht kund getan die Linie zu reaktivieren. Bisher ist noch Nichts in diese Richtung geschehen.

Der Bahnhof Pont-Saint-Vincent. Die Personenzüge aus Nancy fahren bis hierher. Der Güterverkehr fährt noch 4 Kilometer weiter zu einem Zementwerk. Bis hierher können die Züge nach Fahren. Hinter dem Schwellenkreuz ist die Strecke gesperrt. Ausblick auf die zweigleisige Strecke, die hier langsam unter dem Gras verschwindet. Streckenkilometer 23: Die Pont sur le Brénon
Was eine Wanderung auf dieser Strecke besonders macht und auch für mich eine Premiere darstellt: Die Linie ist zweigleisig! Dies war nicht unbedingt dem tatsächlichen Verkehr geschuldet sondern vielmehr eine strategische Überlegung: Die Grenznähe zu Deutschland erforderte es, eine Reihe von Bahnlinien über den eigentlichen Bedarf hinaus für Kriegszwecke auszubauen.
Die Linie wurden in folgenden Abschnitten eröffnet:
Jarville – Vézelise 11. Novembre 1872
Vézelise – Mirecourt 22 Dzember 1879
Mirecourt – Vittel 1. März 1881
Eröffnet wurde die Strecke in mehreren Etappen zwischen 1872 und 1881. Ab 1881 war sie zweigleisig. Zuerst war die Konzession für einen Teil der Strecke an die Compagnie des chemins de fer de Nancy à Vézelise erteilt worden. Jedoch sehr bald erfolgte die Abtretung an die Firma Compagnie des chemins de fer de l’Est (kurz: Est).
Legende:
In orange: Linie offen für Personen und Güterverkehr
In grün: Nur Güterverkehr
In schwarz: Linie ohne Zugverkehr
In lila: Andere stillgelegte Linien
Bereits zu einem frühen Zeitpunkt war der Anschluß der Brauerei in Tantonville beschlossen worden. Die Anbindung dieser Firma erfolgte über eine 2km lange Stichstrecke. Die Jährliche Produktion betrug bis zu 175.000 Hektoliter Bier. Mehrere Bahnhöfe entlang der Strecke erhielten ausgedehnte Militärgleise (lange Rampen neben einem Gleis und das Verladen zu beschleunigen). All dies dürfte seinen Ursprung in den Erfahrungen vom Krieg 1870/ 1871 gehabt haben. Noch bis heute ist der Abschnitt Vittel – Mirecourt mit einer Länge von 23,9km zweigleisig. Auch zwischen Xeuilley und Vezelise liegen nach wie vor zwei Gleise nebeneinander (15km). Ledliglich das Mittelstück zwischen Vezelise und Mirecourt ist heute eingleisig. Am Bahnhof Frenelle-la-Grande-Puzieux bei Kilometer 50 zweigte eine andere Bahnlinie nach Barisey-la-Côte ab (eröffnet 1881 – 1883). Kurz vor Mirecourt mündet die Linie in die ebenfalls zweigleisige Strecke Chaumont – Épinal. Schon wenige Kilometer später in Hymont-Mattaincourt gehen beide Strecken wieder getrennte Wege.
Nur sehr kurze Abschnitte wurden kurz vor der Einstellung des Zugverkehrs erneuert. Ausblick auf die zweigleisige Linie Im Bahnhof Vezelise Das Militärgleis im Bahnhof Vezelise. An einer langen Rampe konnten beidseitig Züge be,- und entladen werden.
Entlang der gesamte Strecke gibt es ein wildes durcheinander von Bahnschwellen zu sehen. Seit Jahrzehnten gab es hier keine umfassende Erneuerung mehr. Scheinbar ohne langfristigen Plan werden Jahr für Jahr wahllos einige Schwellen ausgetauscht. Die Modernisierung mehrerer Kilometer mittels großer Umbaumaschinen bleibt hier die Ausnahme. Lediglich knapp 4 Kilometer wurden (erst kurz vor der Einstellung des Verkehrs) mit modernen Schwellen und neuen Schienen ausgestattet. Ebenso hinterließen zwei Weltkriege ihre Spuren und so ist auch das Schienenmaterial heute ein heilloses Durcheinander. Verschiedenste Firmen und Jahrgänge sind entlang der Strecke zu finden, wie sich an den Walzzeichen ablesen läßt.
Diese Flickschusterei ist in Frankreich sehr verbreitet. Eine Schiene vom Walzwerk in Dudelange. Hergestellt im November 1919 Schiene der Firma J- Wendel. Gewalzt im Mai 1901 Schiene von Acieries Pompey. Gewalzt im November 1912. Eine Schiene aus Belgien. Sie wurde im Dezember 1882 gewalzt. Dies ist die älteste Schiene die ich entlang der Strecke finden konnte.
Für die Bewanderung der Strecke benötigte ich 3 volle Tage und den Vorabend am Tag meiner Anreise. Leider plage mich die meiste Zeit über das schlechte Wetter und die Sonne ließ sich nur selten blicken. Für eine umfangreiche Streckendokumentation werden meine Fotos daher nicht geeignet sein. Wohlmöglich müßte ich der Strecke einen weiteren Besuch abstatten. Obwohl es sich um eine zweigleisige Strecke handelt, fand ich die Strecke und die Linienführung recht langweilig. Zwar gibt es druchaus einige steile Rampen, aber größere Kunstbauten wie Brücken oder Tunnel fehlen fast ganz. Dafür gibt es eine Vielzahl kleiner Bahnübergänge, da die Linienführung eine landwirtschaftlich stark genutzte Region durchquert. Das Streckenband unten weißt eine maximal Anzahl von 22 Unterwegshalten bis nach Vittel aus. Bei den allermeißten handelt es sich lediglich um kleine Haltepunkte. Nicht alle waren noch bis zum Dezember 2016 in Betrieb als der letzte Zug fuhr.

Der Unterwegsbahnhof Mirecourt hatte früher eine erheblich größere Bedeutung. Entsprechend großzügig waren die Bahnanlagen angelegt worden. Immerhin 4 zweigleisige Bahnlinien trafen in diesem Bahnhof zusammen. Von der einst hohen Anzahl der Gleise ist heute nur noch wenig geblieben. Entsprechend umfangreich ist nun der Busverkehr.
Ein Stellwerk im Bahnhof Mirecourt Hier wurde schon länger nicht mehr gearbeitet. Zwischen Mirecourt und Hymont-Mattaincourt. Kurz vor Hymont-Mattaincourt.

Ein wirklich schönes Bahnhofsgebäude fand ich in Vittel. Das Passagiergebäude (Fassaden, Dächer, Markisen sowie Innenräume einschließlich der Halle) steht seit dem 22. November 1990 unter Denkmalschutz.
Quelle https://fr.wikipedia.org/wiki/Gare_de_Vittel