Bericht von unterwegs: Sain-Bel – Sainte-Foy-l’Argentière

Die Schienen zwischen Sain-BelSainte-Foy-l’Argentière sind ein Teil der 78km langen Bahnstrecke Lyon-Saint-PaulMontbrison. Ein Teil der Strecke ist heute schon länger stillgelegt, andere Teile sehen noch heute regelmäßigen Personenverkehr.

Auf dem 17km lange Abschnitt zwischen Sain-Bel und Sainte-Foy-l’Argentière gab es von 1989 bis 1998 Museumfahrten vom Verein Chemin de fer touristique de la Brévenne (klick). Der Verein ist bemüht die Fahrten wieder aufzunehmen, doch die Aussichten dazu stehen nicht günstig. knapp 13 Kilometer der Strecken hatten bis Ende 2019 noch regelmäßigen Güterverkehr, ausgeführt von der SNCF. Bedient wurde zwei Steinbrüche, von denen Zuschlagsstoffe per Zug abtransportiert wurden. Die nötigen Investitionen in die Strecke konnten nicht finanziert werden und somit endete der Verkehr nun Anfang 2020. Fortan werden die Steinbrüche ausschließlich per Lkw angefahren. Es wird mit 9.000 zusätzlichen Fahrten pro Jahr gerechnet.

Vor Ort waren an Bahnhöfen und Bushaltestellen diese Plakate zu finden, die auf die zusätzliche LKW-Belastung hinweisen und einen Fortbestand der Strecke fordern. Auf Facebook gibt es ebenfalls eine Gruppe hierzu:

https://www.facebook.com/pg/gardonslaligne/posts

Einen weiteren Zeitungsartikel gibt es hier:

http://lyonrail.free.fr/index.php/trafic-fret-suspendu-ligne-brevenne/

Bei meinem Besuch Mitte August 2020 war kurz hinter den Bahnhof von Sain-Bel bereits ein Prellbock ins Gleis gestellt worden: Es werden also schon jetzt vollendete Tatsachen geschaffen. Die Strecke ist schön gelegen, viele Kilometer liegen abseits der Straße (diese ist aber oft in Hörweite). Es gibt zwei eher kurze Tunnel zu entdecken und mehrere Viadukte. Das längste – und auch von der Straße aus gut sichtbare – Viaduc de Vercherin sei hier besonders zu nennen. Die Gleisanlagen und auch die Ausstattungen der Unterwegsbahnhöfe Bessenay und Courzieu-Brussieu sind bereits aus das nötigste reduziert worden.

Die 4 Kilometer vom letzten Gleisanschluß bei Mont Pancu bis nach Sainte-Foy-l’Argentière wurden seit einigen Jahren nicht mehr befahren. Einen Versuch diesen Abschnitt zu Fuß zu erkunden musste ich abbrechen – die Vegetation war bereits zu stark geworden. Der Verein ist mit allen seinen Fahrzeugen nun im Bahnhof Sainte-Foy-l’Argentière eingeschlossen und hat diesen die letzten Jahre nicht mehr verlassen dürfen. Weiter südlich von Sainte-Foy-l’Argentière ist die Trasse bereits abgebaut.

Aufgefallen ist mir bei meiner Streckenwanderung, dass die Bahnlinie fast völlständig mit Schienen aus den USA ausgestattet ist. Die Walzzeichen zeigen die Jahre vom Zeitraum 1915 – 1918. Offenbar [Vermutung] hatte Frankreich im Laufe des erstens Weltkrieg die Schienen demontiert, da der Stahl für die Landesverteidigung benötigt wurde. Erst amerikanische Hilfslieferungen machten einen Wiederaufbau möglich. Dass diese Schienen bis heute noch 100 Jahre später hier zu sehen sind zeigt, wie gering der Verkehr auf der Strecke war und wie niedrig die Investitionen gehalten wurden.

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