Jahresrückblick 2023

Das Jahr 2023 neigt sich dem Ende. Zeit, einen kleinen Überblick über die Railwalker-Aktivitäten des noch aktuellen Jahres zu verfassen.

Den aufgelassenen oder nicht mehr befahrenen Bahnstrecken in Frankreich konnte ich mich dieses Jahr nur am Range widmen. Andere Themen waren wichtiger geworden und waren wesentlich zeitintensiver.

So gab es nur zwei kleine Reisen in unser Nachbarland. Mitte März 2023 besucht ich die kurze Strecke von Kalhausen nach Saaralbe. Weitere Reiseplane im März wurden durch landesweite Streiks und einen nochmal zurückkehrenden Winter vereitelt.

Ein Vorschaubeitrag ist bereits hier verlinkt:

Zweiter Anlauf im Oktober:

Im Oktober 2023 startete eine zweite Reise, die sich über einen Zeitraum von zwei Wochen erstreckte. Folgende Bahnlinien konnte ich besuchen und zu Fuß abschreiten:

1.) Kalhausen nach Saaralbe (zweiter Besuch, diesmal zum Einfangen herbstlicher Bilder).

2.) Verdun – Valmy (zweiter Besuch nach Herbst 2021, Vorschau 2012 siehe hier: Klick

3.) Troyes – Brienne-le-Chateau

4.) Troyes – Saint-Florentin-Vergigny

5.) Etang-sur-Arroux – Autun

Kurze Vorschauberichte zu den einzelnen Strecken werden in Kürze hier auf meinem Blog erscheinen.

Zweites Thema: Eine „Diskontinuität“-Lösung für SNCF Fret

Ein weiteres Ereignis, das auch die kommenden Jahre noch seine Auswirkungen auf die französische Eisenbahn haben wird, ist die vielfach berichtete Zerschlagung der SNCF Tochter „SNCF Fret“.

Die Europäische Kommission hatte Ermittlungen wegen unerlaubter Vorteilnahme der SNCF Fret eingeleitet. Konkret ging es darum, dass der französische Staat Altschulden der SNCF Fret übernommen hatte, als die Gütertochter im Jahr 2020 in eine neue Rechtsform überführt wurde. Tatvorwurf: Illegale Staatsbeihilfen. Die bis dahin angehäuften Schulden in Höhe von 5,3 Milliarden Euro hatte der französische Staat übernommen und SNCF Fret damit einen schuldenfreien Neuanfang ermöglicht. Der im Wettbewerb mit anderen Firmenden stehenden SNCF Tochter wurde damit ein unfairer Vorteil verschafft.

Befreit von den Verbindlichkeiten und deren Tilgung, war es der SNCF Fret möglich, am Markt freier zu agieren und mehr Transportaufträge zu erhalten. Zudem befinden sich innerhalb der SNCF „feste“ Produktionsmittel wie Lokomotiven, Werkstätten und Personal, deren Anschaffung und Besitz in dieser Menge auf unerlaubter Vorteilnahme gegründet sind und eine Wettbewerbsverzerrung darstellen. Eine Rückzahlung der erhaltenen Hilfen scheidet aus, da dies die Liquidation des Unternehmens bedeuten würde. Der SNCF Fret wiederum einige Ihrer Transportaufträge zu entziehen würde alleine nicht reichen, da andere Firmen nicht über das nötige Arbeitsgerät verfügen, um diese Leistungen kurzfristig zu übernehmen.

So wurde nun im Mai 2023 entschieden, die SNCF Fret zu zerschlagen, bzw. aufzuteilen. Eckpunkte dieses Plans lauten wie folgt:

  • SNCF Fret wird in zwei Firmen aufgeteilt: Zur Übernahme der Instandhaltungstätigkeiten wird eine neue Gesellschaft gegründet.
  • 10% des Personals sollen abgebaut werden
  • 40% des Immobilienbesitzes werden veräußert
  • Eine bis zum 31.12.2024 neu zu gründende Firma erhält rund 62 der 730 Lokomotiven und 10% der Personalbelegschaft. Diese Firma übernimmt 20 – 30% der Ganzzugleistungen von 23 Großkunden, die damit der SNCF Fret entzogen werden. Private Firmen können sich an diese Firma beteiligen, auf die die SNCF keinen Zugriff mehr hat.
  • SNCF Fret darf sich im Marktsegment der Intermodal-Züge, welches in den letzten Jahren ein Wachstum sah, innerhalb der nächsten 10 Jahre nicht um neue Aufträge bemühen. Der Markt steht daher ausschließlich den konkurrierenden Eisenbahnverkehrsunternehmen offen.

Die oben genannten Eckdaten werfen einige Fragen auf, ob hierdurch eine Stärkung des Güterverkehrs auf der Schiene erreicht werden kann, oder ob der Niedergang der letzten Jahre hierdurch vielleicht noch weiter beschleunigt wird. Die verbleibende SNCF Fret wird hierdurch sehr geschwächt hervorgehen, da sie lukrative Verträge verliert, sich auf neue nicht bewerben darf und noch dazu den Verlustbringer Einzelwagenverkehr weiterhin behält. Die Schließung von Stützpunkten und ein Rückzug aus der Fläche sind wahrscheinlich. Noch dazu wird die verbliebene SNCF Fret (oder wie immer so dann heißen mag) wenig finanzielle Spielräume für Investitionen besitzen. Die Folgen dieser Entscheidungen werden sich mit einigen Jahren Verzögerung auch im französischen Eisenbahnnetz widerspiegeln.

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